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Neuer Tamedia-Podcast: Das müssen sie noch verbessern

Nico 1000x600 Nico Leuenberger, 15.8.2019
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Tamedia, wir müssen reden.

Schön, habt ihr das Potenzial von Podcasts erkannt und heute «Entscheidung 2020» lanciert - herzliche Gratulation! Mit den US-Präsidentschaftswahlen habt ihr sicher das richtige Thema gewählt. Aber in der Umsetzung haperts noch. Hier ein paar Tipps.

Die Audio-Qualität ist leider mies. Dabei gäbe es eine einfache Lösung.

Zuerst ein Lob: Der Titel der ersten Episode «Würste und Wahlkampf» macht neugierig. Der Einstieg ist locker. Und vor allem macht Alan Cassidy gute Einschätzungen. Wie er Biden beschreibt, wie er die Stimmung auf der Iowa Fair zeichnet, das bringt mir als Hörer was. Der O-Ton der Wählerin hat mich zum Schmunzeln gebracht. Philipp Loser führt gut durchs Gespräch und die Länge mit 11 Minuten ist angenehm kurz.

Aber leider gibt’s neben mehreren kleineren ein grosses Problem: Die Audioqualität ist mies. Loser hat offensichtlich einfach einen Skype-Call mitgeschnitten. Das Resultat ist erstens eine Zeitverzögerung und zweitens - noch schlimmer - klitzekleine Aussetzer in Cassidys Sätzen. Diese Ruckler beginnen mit der Zeit stark zu nerven. Dabei gäbe es eine einfache Lösung: Cassidy braucht ein gutes Mik und einen Rekorder (z.B. Zoom H5 und ein RE50B, Gesamtkosten Fr. 500.-, oder ein Aufsteck-Mik fürs Smartphone), mit dem er sich während dem Skype-Call selbst aufnimmt. Das MP3 schickt er Loser, der die Aufnahme dann mit seiner eigenen Aufnahme (die qualitativ einwandfrei ist) zusammenschneidet. Dabei kann er auch gleich die Zeitverzögerung entfernen und das Ganze wird sehr viel angenehmer für die Zuhörer*innen.

Neben der Qualität der Aufnahme ist die Lautstärke ein weiteres Problem: Der Einstieg mit dem Trommler wäre schön, wenn man ihn hören würde - er ist viel zu leise. Danach wird die Musik plötzlich lauter und wieder leiser, auch wenn Loser gar nichts sagt. Und im Outro ganz zum Schluss dröhnt einem die Musik richtig in die Ohren. Hätte man den Pegel in der Schnittsoftware beachtet, hätte man gesehen, dass er rot ausschlägt.

Distribution muss noch besser werden

Den Podcasts gibts bis jetzt primär über die Website der Tamedia-Titel zu hören und auf Spotify. Wieso ist er nicht bei Apple Podcasts? Eine Suche nach «Entscheidung 2020» im iTunes-Store liefert nichts. Da verschenkt Tamedia rund die Hälfte aller Hörer*innen. Auch bei Google Podcasts sucht man ihn vergeblich – dabei wäre das wichtig fürs Google-Ranking (siehe mein Artikel "Sie wollen viel Platz auf der Google-Startseite? Machen Sie einen Podcast!"). Also bitte nachbessern, es ist nicht schwierig, einen Podcast überall anzumelden.

Wann ist "nächstes Mal?"

Und dann noch eine letzte Kritik zum Schluss der Episode: Es gehe weiter "beim nächsten Mal", sagt Loser. Aber wann ist das bitte? Hier muss ein Datum hin und ein klarer Call-to-action, z.B. der Aufruf, den Podcast zu abonnieren oder zu bewerten (obwohl, macht das lieber erst, wenn die Qualität besser ist).

Nice try! Ehrlich!

Es freut mich sehr, dass auch Schweizer Verlage das Medium Podcast entdecken und der Start von Tamedia (die bereits «Dritte Halbzeit» produzieren) ist löblich. Es ist zum Glück auch gar nicht so schwer, die Macken, die ich hier aufgelistet habe, zu beheben. Wenn ihr Hilfe braucht, schaut doch mal beim Podcast Club Switzerland vorbei.

Einwandfreie Audio-Qualität ist ein Muss, sonst beleidigt ihr die Ohren eures Publikums. Und wenn ihr dann noch etwas reportagehafter werdet und mehr O-Töne einbaut, umso besser ????

Weiterhin viel Erfolg!

Autor:in

Nico 1000x600

Nico Leuenberger

Nico ist Storyteller aus Leidenschaft. Seine 10-jährige Erfahrung als Radioreporter hat ihn gelehrt, dass es kaum eine Geschichte gibt, die sich nicht spannend erzählen lässt. Anfang 2019 gründete er die Agentur Podcastschmiede, um im Auftrag packende Audio-Geschichten zu erzählen.